Gustav Klimt: Bildnis Sonja Knips (1898); Wien, Österreichische Galerie Belvedere (für die Großansicht einfach anklicken) |
Gustav Klimt: Bildnis Emilie Flöge (1902); Wien Museum (für die Großansicht einfach anklicken) |
Gustav Klimt: Bildnis Fritza Riedler (1906); Wien, Österreichische Galerie Belvedere (für die Großansicht einfach anklicken) |
Gustav Klimt: Bildnis Adele Bloch-Bauer I (1907); New York, Neue Galerie (für die Großansicht einfach anklicken) |
Klimt teilt die
Bildfläche in zwei fast gleich große, durch eine Diagonale getrennte Bereiche:
einen hellen im Vordergrund rechts, den die in einem Lehnstuhl sitzende Sonja Knips
einnimmt, und den im Dunkel versinkenden Hintergrund, der einen Großteil der
linken Bildhälfte beansprucht. „Die Verteilung von Licht und Dunkel ist ganz
offensichtlich nicht die Folge einer realen Beleuchtungssituation, sondern
korrespondiert mit der die Komposition beherrschenden Gegenüberstellung von
Fülle und Leere“ (Jurkovic 1997, S. 54). Verschwenderisch ergießt sich das virtuos
gemalte rosa Tüllkleid als Stoffkaskade bis an den unteren Bildrand, „wo eine Flut
von mehrheitlich parallel organisierten Pinselstrichen für knisternde Spannung
und großzügige Bewegung sorgt“ (Natter 2001, S. 86). Die Materialität des Stoffes scheint aufgelöst – das Kleid mit seinen irisierenden Farbnuancen „wird transparent und gewinnt ätherische Leichtigkeit“ (Petz 1995, S. 56).
Den Ort der Szene hat
Klimt nicht näher bestimmt; er ist weder als Innenraum noch als Landschaft
eindeutig identifizierbar. Man könnte sich eine Terrasse vorstellen, auf der
Elemente aus Haus und Garten – der Sessel bzw. die Pflanzen – aufeinandertreffen.
Alle danach folgenden Frauenbildnisse hat Klimt jedoch eindeutig in Innenräume
verlagert.
Bemerkenswert an
diesem Bildnis ist auch, wie Klimt die repräsentative Pose der jungen,
lebensgroß dargestellten Frau mit der Lebensnähe einer flüchtigen
Momentaufnahme verbindet. Als wäre sie eben von einem unangemeldeten Besucher –
dem Betrachter, der sie anblickt – bei der Lektüre gestört worden, sitzt sie
auf der vorderen Kante des Fauteuils und umfasst mit der linken Hand dessen
Lehne, offenbar im Begriff aufzustehen. Andererseits ruht die Rechte,
die ein in rotes Leder gebundenes Büchlein hält, noch ganz entspannt auf dem
Oberschenkel. Bei dem Büchlein handelt es sich übrigens um eines von Klimts
Skizzenbüchern, das hier vorangig wegen des Farbakzents eingesetzt wurde. Das
mädchenhafte, rotwangige Antlitz erwidert ruhig den Blickkontakt mit dem Betrachter; sein Ausdruck erscheint jedoch kühl und distanziert, „sodaß er keine Aussage über kommende
Reaktionen zuläßt“ (Jurkovic 1997, S. 56).
Sonja Knips hat sich
erst am Ende ihres Lebens von ihrem Porträt getrennt. 1950 verkauft sie das
Bild der Österreichischen Galerie in Wien – unter der Auflage, es zu Lebzeiten
als Leihgabe behalten zu dürfen.
Literaturhinweise
Jurkovič, Harald: Gustav
Klimt – Sonja Knips. In: Edwin Becker/Sabine Grabner (Hrsg.), Wien 1900. Der
Blick nach innen. Van Gogh Museum, Amsterdam 1997, S. 54-56;
Natter, Tobias G.:
Gustav Klimt: Frauenbildnisse. In: Tobias G. Natter/Gerbert Frodl (Hrsg.),
Klimt und die Frauen. DuMont Verlag, Köln 2002, S. 84-87;
Natter, Tobias G.: Die
Welt von Klimt, Schiele und Kokoschka. Sammler und Mäzene. DuMont Verlag, Köln
2003, S. 27-37;
Petz, Anja: Gustav Klimt – Sonja Knips. In: Sabine Schulze (Hrsg.), Sehnsucht nach Glück. Wiens Aufbruch in die Moderne: Klimt, Kokoschka, Schiele. Verlag Gerd Hatje, Ostfildern-Ruit 1995, S. 56.
(zuletzt bearbeitet am 25. Juni 2020)
Petz, Anja: Gustav Klimt – Sonja Knips. In: Sabine Schulze (Hrsg.), Sehnsucht nach Glück. Wiens Aufbruch in die Moderne: Klimt, Kokoschka, Schiele. Verlag Gerd Hatje, Ostfildern-Ruit 1995, S. 56.
(zuletzt bearbeitet am 25. Juni 2020)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen