Gesticktes Tuch um
meine Schultern, steile
Federn, Agraffen am
Barett und Ketten
die Brust hinab – wie
sollt’ ich’s nicht! Ich teile
euch die Bewundrung
zu, die eure fetten
Mäuler mir schulden.
Ist’s zu eurem Heile
denn nicht, daß kräftig
(wie in euren Betten
die Kinder fremder
Kavaliere) Zeile
für Zeile Rembrandts
Rühmung, in Sonetten
und Arien gesungen,
lebt! Ihr sollt,
unsicher lächelnd vor
Entschuldigungen,
die Rechnung mir
begleichen. Gold ist Gold
und ziemt euch nicht.
Spart an den Huldigungen
und zahlt. Hier mal
ich mich (doch nicht für euch)
und prüf der Welt
Gewicht und bin ihm gleich.
II. 1648, Radierung
Kein Engel trat zu
mir und sagte: Schreib! –
Ich bin es selbst.
Ich messe dieser Jahre
brandiges Rund, den wüst
zerschundnen Leib
der Völker und die
Erde, ihre Bahre,
an meinem eignen
Menschenbild: ich fahre
zur Stirn auf mit den
Händen, presse, reib’
die Schläfe, weil der
Haß mir in die Haare
tagtäglich springt,
den Hut vom Kopf, stößt – treib’
die Ernte meiner Zeit
(Gestalten, Zahlen,
Angstschrei und Rüstung,
Lachen) in die leere
stäubende Scheuer ein
und schreib’s im fahlen
Licht eines späten
Tages auf. Es wäre
mein Bildnis dies,
wer wollt das einmal sagen!
Unmaß der Zeit – in
mir hab ichs ertragen.
III. 1668, Köln
Wallraf-Richartz-Museum
Ihr braucht nicht zu
erschrecken. Meiner Tage
endlos verwandelte
Gestalt ist hier
in eines
aschenleichten Abends Frage
versunken,
eingeschlossen, wie Papier
fortknisternd. Und
das Gold, das ich noch trage
an dieser Schulter,
ach – als ein Geschwür
hängt’s faul daran.
Ich trags, im Aderschlage
ist Blut nicht mehr,
es auszutreiben, Gier
und Unrast. Doch wo
will ich hin mit den Augen
wie diesen
eingekniffnen, mit dem schlechter
von Jahr zu Jahr
gewordenen Mund? Euch taugen
die letzten Bilder
nicht. Sucht euch Betrug!
Laßt dies nur noch,
daß endlich mein Gelächter
euch heulen machte, –
dieses nur! Genug.
Johannes Bobrowski
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