Piero del Pollaiuolo: Bildnis einer jungen Frau (um 1470); Mailand, Museo Poldi Pezzol (für die Großansicht einfach anklicken) |
Bildnisse junger Frauen wurden im Florenz des 15.
Jahrhunderts zumeist im Zusammenhang ihrer Heirat von den Ehemännern oder
Vätern in Auftrag gegeben. Erlesene Kleidung und Schmuck zeigen den Umfang der
Mitgift oder die kostbaren Geschenke des Bräutigams und somit in erster Linie
den sozialen Status der Braut. Vorherrschend war dabei die strenge
Profilansicht. „Das dem Betrachter gegenüber verschlossen, jeden Blickwechsel
verneinende Erscheinen im starren Profil ist als Zeichen der Tugendhaftigkeit
zu lesen, deren Demonstration gemäß neuplatonischer Vorstellungen
notwendigerweise mit besonderer Schönheit einherging – charakteristische Züge
wurden dementsprechend idealisierend geglättet“ (Schumacher 2009, S. 29).
Zudem
bot die Profilansicht die beste Möglichkeit, die geschmückten, bei
verheirateten Frauen stets streng gebundenen Frisuren zu präsentieren. Sie
betonte darüber hinaus wirkungsvoll die gängigen Kriterien für weibliche
Schönheit: Die Stirn sollte sehr hoch, von den Schläfen viel sichtbar sein; die
schöne Frau der Frührenaissance zeichnete sich zudem durch einen lange Hals
aus. Das war nur zu erreichen, wenn man die Stirn- und Schläfenhaare auszupfte
und die Nackenhaare rasierte. Vor allem Piero del Pollaiuolo (1443–1496) perfektionierte
den Typus der kostbar ausstaffierten Profilbüste vor einfarbigem Hintergund,
der die Braut in erster Linie als dekoratives Objekt vorführt.
Piero del Pollaiuolo: Bildnis einer jungen Frau (um 1465); Berlin, Gemäldegalerie (für die Großansicht einfach anklicken) |
Piero del Pollaiuolo: Bildnis einer jungen Frau (um 1480); New York, The Metropolitan Museum of Art (für die Großansicht einfach anklicken) |
Literaturhinweise
Christiansen, Keith/Weppelmann, Stefan (Hrsg.): Gesichter der Renaissance. Meisterwerke
italienischer Portrait-Kunst. Hirmer Verlag, München 2011, S. 101-105;Schumacher, Andreas: Der Maler Sandro Botticelli. Eine Einführung in sein Werk. In: Andreas Schumacher (Hrsg.), Botticelli. Bildnis – Mythos – Andacht. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2009, S. 15-55.
(zuletzt bearbeitet am 25. Februar 2019)
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