![]() |
Venus von Willendorf; (ca. 29500 Jahre alt, 1908 aufgefunden, 11 cm hoch); Wien, Naturhistorisches Museum |
Venus of Willendorf
She’s big
as a man’s fist,
Big as a black-pepper shaker
Filled with gris-gris dust,
Like two fat gladiolus bulbs
Grown into a burst of twilight.
Lumpy & fertile, earthy
& egg-shaped, she’s pregnant
With all the bloomy hosannas
Of love-hunger. Beautiful
In a way that forces us to look
At the ground, this squat
Venus in her braided helmet
Is carved from a hunk of limestone
Shaped into a blues singer.
In her big smallness
She makes us kneel.
Yusef Komunyakaa
Venus von Willendorf
Sie ist groß wie eine Männerfaust,
Groß wie ein Schwarzpfefferstreuer,
Gefüllt mit seinem Gris-gris-Staub,
Zwei dicken Gladiolenknollen gleich,
Aufgelodert in ein Dämmerlicht.
Pummelig & fruchtbar, erdschwer
& eiförmig, geht sie schwanger
Mit all den blumigen Hosiannas
Des Liebeshungers. Schön auf eine
Weise, die uns zwingt, zu Boden
Zu blicken, wurde diese gedrungene
Venus mit ihrem betressten Helm
Aus einem Kalksteinbrocken gehauen
& geformt zur Blues-Sängerin.
Vor ihrer großen Kleinheit
Gehen wir auf die Knie.
Yusef Komunyakaa
(übersetzt von Mirko Bonné; aus: „Der Gott der Landminen“, Edition Lyrik Kabinett, München 2024)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen