Gustav Klimt: Porträt Mäda Primavesi (1912); New York, The Metropolitan Museum (für die Großansicht einfach anklicken) |
Das Bildnis der neunjährigen Mäda, Tochter des
Wiener Bankiers Otto Primavesi und seiner Frau Eugenia, ist das einzige
großformatige Kinderporträt von Gustav Klimt (1862–1918). In selbstbewusster
Pose steht das Mädchen frontal vor dem Betrachter, fast den ganzen Bildraum
einnehmend und den rechten Arm beinahe trotzig auf die Hüfte gestützt, der
linke verschwindet hinter dem Rücken. Ohne Scheu und mit kühler Gelassenheit blickt
sie uns entgegen. Das Seidenkleid, das Mäda trägt, reicht ihr bis knapp über
die Knie; es ist mit einer Passe aus Blumen und Plisseefalten geschmückt. Breitbeinig
und lebensgroß besetzt Mäda die vorderste Bildebene; mit ihren übergroßen Füßen
in weißen Ballerinas steht das Kind auf einer dreifachen violetten Wellenlinie.
Gustav Klimt: Porträt Adele Bloch-Bauer (1912); Privatbesitz (für die Großansicht einfach anklicken) |
Gerade Mädas besondere „Standfestigkeit“ ist
auffallend, denn damit unterscheidet sie sich deutlich von der Mehrzahl der
Klimtschen Frauenporträts, deren Fußpartie fast immer vom Bildrand
abgeschnitten wird. Ein typisches Beispiel für diese Tendenz ist das zweite
Porträt von Adele Bloch-Bauer, wie das Bildnis von Mäda 1912 entstanden. Adele
Bloch-Bauer scheint hier mit dem sehr flächigen Hintergrund regelrecht zu
verschmelzen. Anders bei Mäda: Obwohl ihr helles, mit Blumen besetztes
Rüschenkleid sich mit der floralen Musterung des Teppichs und der Tapete eng
verbindet, verhindert die betonte Räumlichkeit, dass Figur und Grund ineinander
aufgehen. Der blumendurchsetzte Fußboden erinnert in seiner sanften Farbigkeit
an eine Frühlingswiese; Tobias G. Natter vergleicht ihn mit Claude Monets
späten Seerosenbildern. Im Porträt der Mutter Mädas, der Schauspielerin Eugenia
Primavesi, die Klimt kurze Zeit später malt, nähert der Künstler abermals Landschaft
und Porträt einander an.
Literaturhinweise
Gustav Klimt: Eugenia Primavesi (1913/14); Toyota, Municipal Museum of Art |
Natter, Tobias G./Frodl, Gerbert (Hrsg.): Klimt und die Frauen. DuMont Literatur und Kunst
Verlag, Köln 2002, S. 126;
Natter, Tobias G.
(Hrsg.): Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde. Taschen Verlag, Köln 2012, S. 202 und
621;
Stooss, Toni/Doswald, Christoph (Hrsg.): Gustav Klimt. Verlag Gerd Hatje, Stuttgart
1992, S. 168.
(zuletzt bearbeitet am 26. November 2018)
(zuletzt bearbeitet am 26. November 2018)
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