Diego Velázquez: Anbetung der Könige (1619), Madrid, Museo del Prado (für die Großansicht einfach anklicken) |
Dreikönigsritt
Die Nächte waren wie versiegelt.
Doch sie durchbrachen sie mit ihrem Ritt
und rissen ganze Völker mit sich mit,
weil sich in ihrem Blick ein Stern gespiegelt;
der stand wie eine Flamme im Zenit.
Und ihnen war, als ritten sie schon Jahre.
Sie schwankten schwer in ihrem goldnen Glast,
getürmt im Sattel ihrer Dromedare.
Der Sand stob ihnen die Haare
unter der Kronen heiße Last.
Die Wüste schrie.
Sie aber, wunderbare Schahs und Scheiche
vergaßen ihre märchenhaften Reiche
und suchten eine neue Dynastie.
Und plötzlich wurde dann der Wind
ganz still. Die Landschaft schien sich zu
erweitern.
Und später hörte man von den Begleitern,
ihren Kameltreibern und ihren Reitern:
es war da nur in einem Stall ein Kind,
um ihre Herrscher völlig zu zerscheitern.
Denn diese stürzten wie in einem Zwange
erblindet auf die Knie.
Sie fühlten sich in ihrem Untergange
und waren bange. Und so preßten sie
ihre verstörten Angesichte
fest auf den Boden vor dem großen Lichte
und knieten außer Sinnen, lange. Lange.
Dagmar
Nick
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