Albrecht Dürer: Himmelfahrt und Krönung Mariens, Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Albrecht Dürers Marienleben ist ein Bilderzyklus, der aus insgesamt 20 Holzschnitten besteht. Er gehört neben der Apocalipsis cum figuris (siehe meinen Post „Kunstvoller Weltuntergang“) und der Großen Passion zu den beliebtesten und aufwendigsten Grafikprojekten aus der Werkstatt des Nürnberger Meisters. 1511 wurde das Marienleben als Buch im Folio-Format gedruckt; in dieser Buchausgabe sind den Illustrationen jeweils gleichberechtigt thematisch zugehörige, in Distichen abgefasste lateinische Texte gegenübergestellt. Verfasst wurden sie von dem zeitgenössischen Mönch Benedictus Chelidonius, der aus dem nahe Dürers Wohnhaus gelegenen Benediktinerkloster St. Egidien stammte. Ein Blatt der Buchausgabe trägt daher auf der Vorderseite jeweils ein Bild und auf der Rückseite den auf das nachfolgende Blatt bezogenen Text. Als Käuferkreis dürfte Dürer vor allem humanistisch gebildete Leser sowie reiche Kaufleute, Patrizier und Kleriker anvisiert haben, die sich besonders durch die Gestaltung des Buches angesprochen fühlten.
Drei Szenen, die die Vorgeschichte der Eltern Joachim und Anna erzählen, leiten das Marienleben ein. Es folgen 15 Stationen aus dem Leben Mariens, die mit ihrer Geburt beginnen und ausführlich ihre Rolle als Mutter Christi thematisieren, von der Verkündigung der Schwangerschaft über die Ereignisse der Geburt Jesu bis zu ihrem Tod. Der Zyklus endet mit der Himmelfahrt und Krönung Mariens. Das Titelblatt zeigt Maria auf der Mondsichel, der Epilog ist der Verehrung Mariens gewidmet. Dabei greift Dürer auf verschiedene Textquellen zurück, so unter anderem auf die kanonischen und apokryphen Evangelien oder die Legenda aurea des Jacobus de Voragine. Bei der Auswahl der Szenen konzentriert er sich auf die Hauptereignisse der Marienvita, wobei die Freuden der Maria, wie die Verkündigung oder die Geburt Christi, gegenüber den schmerzvollen Erfahrungen in ihrem Leben, wie die Flucht nach Ägypten oder der Abschied Christi, überwiegen. Die Entscheidung, die der Passion Christi zugehörigen Schmerzen Mariens auszuklammern, verweist darauf, dass Dürer vor allem ihre Rolle als Vermittlerin zwischen Gott und den Menschen betonen will. Sein Marienleben zeigt die Mutter Jesu nicht auf einem fortwährenden Leidensweg, durch den sie an der Erlösung der Menschheit teilhat. „In Dürers Interpretation geht es in erster Linie um die menschliche, zum Teil sogar mütterliche Seite Mariens, die letzlich gekrönt und in den Himmel aufgenommen wird“ (Feulner 2013, S. 235).
Eingebettet in ein bürgerliches Umfeld, lebt Maria in einer für den zeitgenössischen Betrachter leicht nachvollziehbaren Realität. Dürer breitet seine Szenarien wie auf einer Bühne aus, auf der die Figuren agieren. Dominiert werden diese sich weit in die Tiefe erstreckenden Raumkonstruktionen von Phantasie-Architekturen, bei denen nördliche wie südliche Baustile zu entdecken sind: Gebäudeensembles, die an das mittelalterliche Nürnberg erinnern, werden mit Renaissanceformen kombiniert. Besondere Anregungen erhielt Dürer durch die venezianische Sakralarchitekur der Frührenaissance. Das seit 1500 zunehmende Interesse Dürers an der Perspektive und Mathematik scheint jeden Holzschnitt zu durchdringen. Seine Bildkompositionen sind mit komplizierten Treppenanlagen, Torbögen oder mehrere Ebenen umfassenden Raumkonzepten ausgestaltet: „Eine Demonstration nicht nur seines Könnens, sondern auch seiner in Italien erworbenen Kenntnisse der für den damaligen Betrachter neuen Zentralperspektive“ (Feulner 2013, S. 236).
Details von Pflanzen, realistische Tierdarstellungen und die Wiedergabe von bürgerlichen Einrichtungsgegenständen runden die abwechslungsreichen und stimmungsvollen Szenen des Marienlebens ab. Dadurch gelingt es, den Betrachter direkt in das Geschehen einzubeziehen. „Dürer suggeriert mit seinen lichtdurchfluteten Interieurs eine fast häusliche Intimität, die dem Geschmack der zumeist bürgerlichen Käufer in großem Maße entsprochen haben dürfte“ (Feulner 2013, S. 236). Zudem reagierte der Künstler mit seinen Holzschnitten auf die damals außerordentlich populäre Marienverehrung, die am Übergang vom 15. zum 16 Jahrhundert einen Höhepunkt erlebte. Das Marienleben wurde ein Bestseller. Trotz der hohen Auflage, die die Holzschnitte ermöglichten, konnte Dürer die große Nachfrage nicht befriedigen. Andere Künstler wurden auf die lukrativen Absatzmöglichkeiten des Marienlebens aufmerksam: In kürzester Zeit entstand eine Vielzahl von Varianten der Dürerschen Holzschnitte, die diese kopierten, nachahmten oder einfach Details weiterverwendeten.
Albrecht Dürer: Titelblatt des Marienlebens; Holzschnitt |
Albrecht Dürer: Maria auf der Rasenbank (1503); Kupferstich |
Albrecht Dürer: Maria mit der Sternenkrone (1508); Kupferstich |
Das Titelblatt des Marienlebens zeigt die Gottesmutter entrückt und zugleich ganz menschlich: Über den Wolken, umrahmt von einer Mondsichel, umstrahlt von der Sonne und bekränzt von einem Diadem aus zwölf Sternen, stillt die göttliche Maria wie eine irdische Mutter das Christuskind liebevoll an der Brust. Zwei verschiedene Motive sind hier in einem Bild zusammengefasst: der realistische Typus der demütig auf dem Boden sitzenden „Virgo humilitatis“ (wie z. B. auf Dürers Kupferstich Maria auf der Rasenbank von 1503) und der des visionär-erhabenen „Apokalyptischen Weibes“, das sonnenbekleidet und sternenbekrönt auf einer Mondsichel steht (wie z. B. auf Dürers Kupferstich Maria mit der Sternenkrone von 1508). Während über dem Titelblatt in großen Lettern der lateinische Titel des Buches steht, stehen darunter die einleitenden Distichen des Benediktinermönches: Die über die Sterne erhobene Maria fordert in direkter Ansprache zur andächtigen Verehrung auf und bietet sich dem Betrachter als Fürsprecherin bei ihrem Sohn an, den sie in ihrem Schoße getragen und gestillt habe.
Albrecht Dürer: Joachims Opfer wird zurückgewiesen; Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Albrecht Dürer: Joachim auf dem Feld; Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Der Holzschnitt zeigt Joachim auf dem Feld, der erschrocken vor dem am dunklen Waldrand erscheinenden Engel über ihm in die Knie gesunken ist. In einer großfigurigen Diagonalkomposition rückt Dürer die Begegnung der beiden Gestalten in den Vordergrund. Dabei paraphrasieren knorrige, jedoch gerade ausschlagende Weidenbäume das Schicksal Joachims: Ungeachtet seines Alters wird ihm durch Gottes Gnade endlich ein Kind beschert werden. Ehrfürchtig blickt Joachim dabei auf den offenen Brief mit den drei herabhängenden Siegeln, der die Wahrheit der Botschaft gleich einer Urkunde bestätigt. Auch die Hirten im Mittelgrund bemerken das Wunder staunend und kommentieren es bewegt. Ihre räumliche Distanz, aber auch ein klar scheidender Bedeutungsmaßstab lässt sie deutlich kleiner erscheinen.
Joachim und Anna unter der Goldenen Pforte; Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Nachdem Joachim auf dem Feld und Anna in ihrem Hause die Geburt ihrer Tochter vorhergesagt wurde, begegnen sich beide unter der sogenannten Goldenen Pforte und fallen sich in die Arme. Hinter dem prächtigen, rahmenden Bogenportal öffnet sich der Schauplatz des Geschehens: In ausgewogener perspektivischer Komposition ist ein Platz mit abschließender Mauer zu sehen, dahinter eine weite Berglandschaft. Wie bei einem zeitgenössischen Schnitzaltar ist die Pforte mit dekorativem Astwerk und Figurennischen geschmückt. In das im Bogenrund ausschlagende Astwerk sind Propheten und Vorväter des Alten Testaments eingebunden; so ist rechts oben Moses an seinen Gesetzestafeln zu erkennen.
Albrecht Dürer: Geburt Mariens; Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Albrecht Dürer: Tempelgang Mariens; Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Das eigentliche künstlerische Interesse Dürers ist offensichtlich die Architektur: Er entwirft ein quadratisches Raumgefüge aus vier Teilen auf verschiedenen Ebenen. Säulen, Gesimse, Bögen und perspektivisch konstruierte Stufen sind im Sinne der italienischen Frührenaissance zusammengefügt. An den verkürzten Wänden gleitet der Blick durch ein Tor in die Ferne. „Die Architekturszenerie »nach antigisch art« unterstreicht im humanistischen Sinn die Zeitgenossenschaft Mariens mit der antiken Welt“ (Scheerbaum 2002, S. 240). Auf die heidnische Antike verweisen auch die zahlreichen mythologischen Szenen, die Reliefs zieren, oder der gepanzerte Fackelträger und sein Begleittier. Seine Bedeutung ist bisher nicht geklärt.
Wahrscheinlich hat sich Dürer bei diesem Holzschnitt von einer Darstellung des Tempelgangs Mariens von Israhel van Meckenem anregen lassen. Die mit vielen Details versehene Händlerszene ist kompositorisch vom eigentlichen Geschehen abgetrennt – sie könnte auf die Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel anspielen (Matthäus 21,12). Die unsympathischen Charakterfiguren eines fetten Alten und einer Frau mit Habichtsnase nehmen spätere niederländische Geldwechslerszenen vorweg.
Albrecht Dürer: Vermählung Mariens; Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Raffael: Sposalizio (1504); Pinacoteca di Brera, Mailand |
Albrecht Dürer: Verkündigung an Maria; Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Maria empfängt die Botschaft demütig mit über der Brust gekreuzten Armen. Die Taube des Heiligen Geistes erhellt ihr gesenktes Haupt, während Gottvater vom Himmel aus die Geschicke lenkt. Erst hinter einem perspektivisch gestalteten Durchblick, der an den Fenstervergleich von Leon Battista Alberti erinnert, ist der Aktionsraum von Maria und Engel eingerichtet. Die Architektur hebt das intime Treffen zwischen den beiden Figuren auf die Ebene eines feierlichen Empfangs. „Der streng zentralperspektivisch angelegte Raum ist ins Grandiose gesteigert“ (Scheerbaum 2002, S. 243). Ikonografische Details deuten auf die Jungfäulichkeit Mariens hin: Der tradtionelle Lilienstrauß, auch der Wasserkessel über dem Waschbecken vorne, stehen für ihre Reinheit und Makellosigkeit.
Albrecht Dürer: Heimsuchung; Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Dürer verlegt das Geschehen vor das Haus des Zacharias und wählt bei der Begrüßung der beiden Schwangeren den Typus der Umarmung. Zudem nutzt er den Schauplatz im Gebirge, um eine in helles Licht getauchte Berglandschaft zu entfalten, wobei er Eindrücke seiner Alpenüberquerung in den Jahren 1494/95 verarbeitet. Mögliches Vorbild für Dürer könnten Darstellungen des Meisters ES sein: Sie zeigen – ebenfalls vor einer Bergkulisse – Maria und Elisabeth, die sich in den Armen liegen.
Albrecht Dürer: Geburt Christi; Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Martin Schongauer: Geburt Christi (um 1470); Kupferstich |
Wir blicken bei Dürer in eine in die Tiefe gestreckte, entfernt an eine Kapelle erinnernde Ruine. Das strohgedeckte Dach ist löchrig, im Giebel bilden die Balken ein symbolisches Kreuz. Wie schon in der Vermählung ist Joseph nicht als einfacher Handwerker dargestellt: Nach italienischem Vorbild zeigt Dürer einen antikisch gewandeten Mann in vornehmer Reisekleidung, mit Stab und Trippen zur Schonung der Schuhe. „Obwohl er abseits steht, bildet er das Gegenüber zu Maria; seine Laterne, ein Symbol für Christus als Licht der Welt, ragt regelrecht in den Raum hinein“ (Scheerbaum 2002, S. 250).
Albrecht Dürer: Beschneidung Christi; Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Albrecht Dürer: Beschneidung Christi (aus dem Sieben-Schmerzen-Altar, um 1495/96); Dresden, Gemäldegalerie Alter Meister |
Die vier Figuren im steinernen Wandornament kündigen, so Erwin Panofsky, bereits die christliche Zukunft an, während sie das Andenken an die jüdische Vergangenheit wachhalten: Judith links mit dem Haupt des Holofernes ist die größte hebräische Heldin und zugleich Präfiguration Mariens; Moses ist der Geber des alten Gesetzes, das durch das Neue Testament ersetzt, aber dennoch respektiert werden soll, in der Mitte befinden sich der Löwe Juda und das nackte Kind, der Messias.
Albrecht Dürer: Anbetung der Könige; Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Martin Schongauer: Anbetung der Könige (um 1470); Kupferstich (für die Großansicht einfach anklicken) |
Albrecht Dürer: Darbringung im Tempel; Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Jede menschliche und tierische Erstgeburt ist, so das 2. Buch Mose, Gott als Eigentum zu opfern. Die menschliche kann nach dem ersten Lebensmonat bei einem Priester losgekauft werden. Das Lukas-Evangelium berichtet (2,22-24), dass Jesus als Erstgeborener Gott im Tempel dargebracht worden ist; ein Loskaufen wird nicht erwähnt. Die Darbringung Jesu wird vom Propheten Simeon und der Seherin Hanna gedeutet; Simeon nimmt das Kind in die Arme und lobt Gott: „Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel“ (Lukas 2,29-33; LUT). Maria wird von Simeon prophezeit, dass ein Schwert ihre Seele durchdringen werde – seine Worte verweisen auf Leiden und Tod des Heilsbringers.
Dürer versetzt die Szene in den Rahmen einer sich scheinbar ins Unendliche fortsetzenden Monumentalarchitektur. Simeon ist mit dem Kind hinter dem Altar an den Rand gerückt. Blockhaft baut sich dahinter ein vielfiguriger Personenfries auf. Auch Hanna, die Simeons Rede bestätigt, ist anwesend – sie weist mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Maria hin. Außerdem in die Darstellung eingeflossen ist, der Legenda aurea entsprechend, das Taubenopfer zur Reinigung Mariens. Maria selbst wird zwar von der opfernden Frau überschnitten, steht aber frontal und umrahmt von Kerze und Taubenopfer im Mittelpunkt der Komposition. Aus ihrer Haltung spricht Schmerz; die über der Brust gekreuzten Arme nehmen ihre spätere Gebärde unter dem Kreuz Christi gleich einem Zitat vorweg: „Bei Simeons Prophezeiung blickt Maria auf das Kind in den Armen des Greises, als erschaute sie den Sohn bei anderer Gelegenheit in den Armen eines anderen Greises: als Leichnam, gehalten von Joseph von Arimathäa“ (Büttner 1980, S. 28).
Albrecht Dürer: Flucht nach Ägypten; Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Dürers Holzschnitt zeigt die Heilige Familie auf dem Weg nach Ägypten. Joseph führt Maria mit dem Kind auf einem Esel durch einen dichten Wald, neben ihnen trottet ein Ochse einher. Joseph hat sich im Gehen der Familie zugewandt. Marias Haupt ist im Profil zu sehen, ihr Körper vom Betrachter abgewandt. Auf ihrem Rücken hängt ein großer Hut. Mit ihrer Haltung schützt sie das Kind, von dem nur sein verhülltes Hinterköpfchen erkennbar ist. Eine Puttenschar begleitet die Familie in den Wolken.
Die geschuppte Dattelpalme mit ihren scharfen, eleganten Wedeln links am Bildrand und der Drachenbaum mit den fleischigen Blättern über dem wulstigen Stamm rechts sind, wie auch Hirsch und Eidechse, von einem Kupferstich Martin Schongauers angeregt. Die Palme erinnert an das Baumwunder, das sich am dritten Tag der Reise begeben haben soll: Engel hatten der flüchtenden Familie die Zweige einer Dattelpalme herabgebogen, um das Pflücken der Früchte zu erleichtern.
Albrecht Dürer: Die Heilige Familie in Ägypten; Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Albrecht Dürer: Der zwölfjährige Jesus im Tempel; Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Albrecht Dürer: Abschied Jesu; Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Blickfang ist die massive hölzerne Pforte, aus der Jesus herausgetreten ist, um von den drei Frauen Abschied zu nehmen: „Sie steht für den Übergang Christi aus der Welt der Menschen in das himmlische Reich“ (Scheerbaum 2002, S. 270). Das Salbtöpfchen auf dem Querbalken verstärkt diese Botschaft. Jesus antwortet in der genannten Szene Judas, der die Verschwendung des teuren Salböls tadelt, man solle den Rest des Öls für seinen Leichnam aufbewahren (Johannes 12,7). Der karge, steinige Weg nach Jerusalem ist von dornigem Flechtwerk gesäumt und weist auf die bevorstehenden Leiden Jesu voraus; in gleicher Weise lässt der monumentale Torpfosten den Kreuzesstamm erahnen, an dessen Fuß Maria zusammenbrechen wird. Dabei erinnert die linke Trauerfigur mit ihrem umgehängten Tuch an ähnliche Figuren von Andrea Mantegna, während die Stadt und der Baum sich mit Mantegnas Ölberg-Darstellung des San-Zeno-Altars (Verona) vergleichen lassen.
Albrecht Dürer: Der Tod Mariens; Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Martin Schongauer: Der Tod Mariens (um 1470); Kupferstich (für die Großansicht einfach anklicken) |
Albrecht Dürer: Himmelfahrt und Krönung Mariens; Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Albrecht Dürer: Schmerzensmann vom Titelblatt der Großen Passion; Holzschnitt |
Albrecht Dürer: Nemesis (1502); Kupferstich |
Albrecht Dürer: Verehrung Mariens; Holzschnitt (für die Großansicht einfach anklicken) |
Dürers am Typus der Sacra conversazione orientierter Holzschnitt steht stark unter dem Eindruck seines ersten Venedig-Aufenthaltes. Das Kernmotiv der Maria mit dem auf ihrem Schoß stehenden Kind ist in zahlreichen großformatigen Werken venezianischer Künstler dargestellt, z. B. auf Andrea Mantegnas Madonna in San Zeno.
Literaturhinweise
Büttner, Frank: Fortwirken in Abwandlung. Zur Verwendung von Vorlagen bei einigen Darstellungen von zwei Szenen aus der Kindheit Christi. In: Nicole Davos (Hrsg.), Relations artistiques entre les Pays-Bas et L’Italie à la Renaissance. Études dédiées à Suzanne Sulzberger. Institut Historique Belge de Rome, Brüssel 1980, S. 15-41;
Feulner, Karoline: Bestseller Marienleben. Verkaufsstrategien, Plagiate und Copyright. In: Jochen Sander (Hrsg.), Dürer. Kunst – Künstler – Kontext. Prestel Verlag, München 2013, S. 235-239;
Panofsky, Erwin: Das Leben und die Kunst Albrecht Dürers. Rogner & Bernhard, München 1977 (zuerst erschienen 1943), S. 129-140;
Panofsky, Erwin: Das Leben und die Kunst Albrecht Dürers. Rogner & Bernhard, München 1977 (zuerst erschienen 1943), S. 129-140;
Scheerbaum, Anna: Das Marienleben. In: Matthias Mende u.a. (Hrsg.), Albrecht Dürer. Das druckgraphische Werk. Band II: Holzschnitte. Prestel Verlag, München 2002, S. 214-279;
LUT = Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
(zuletzt bearbeitet am 25. September 2024)
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